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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (09.10.2007)

Wien, am 09.10.2007

14. Freilandtagung an der BOKU in Wien

BioAustria und Kritische Tiermedizin organisierten gutbesuchtes Treffen zum Erfahrungsaustausch in der biologischen Nutztierhaltung

"Grenzgang Nutztierhaltung – Nutzung und Achtung des Lebens beim Umgang mit Tieren“ war der Untertitel. Und tatsächlich ist jemandem aus dem Tierschutz- und vor allem Tierrechtsbereich genau dieser Aspekt jener, der einem am meisten aufstößt: wie kann man Tiere achten und gleichzeitig schlachten? Diese Quadratur des Kreises konnte auch diese Tagung nicht zustande bringen. Aber in der Nutztierhaltung ist eben für den Tierschutz ein pragmatischer Zugang notwendig, und diesbezüglich konnte man, wie immer, viel auf dieser Tagung lernen. Kritisch und tierschutzfeindlich muss allerdings der Umstand gesehen werden, dass nicht einmal ein Salat geschweige denn irgendetwas beim Buffet oder beim Mittagessen vegan war.

Ethik

In seinem Eröffnungsimpulsvortrag betonte BioAustria, dass die Landwirte am besten wüssten, wie Tiere zu halten seien, und man ihnen daher die Verantwortung übergeben sollte. Dazu gehöre aber, sie nicht durch Tierschutzgesetze weiter einzuschränken. In ein ähnliches Horn stieß der Ethiker, der als notwendige Voraussetzung für das Übernehmen von Verantwortung, einen großen Handlungsspielraum für Landwirte forderte, und deshalb meinte, die Einschränkung durch Tierschutzgesetze solle so gering wie notwendig sein.

Vom Standpunkt des Tierschutzes ist diese Position nicht nachzuvollziehen. Selbst wenn wir die Nutztierhaltung so harmlos wie möglich sehen, ist noch immer der Landwirt mit einem Firmenchef zu vergleichen, und die Milchkühe z.B. mit den ArbeiterInnen. Würde man in diesem Fall fordern, es solle der Firmenchef durch keinerlei Sozialgesetze im Umgang mit seinen ArbeiterInnen eingeschränkt sein, weil die ArbeiterInnen bei bester Behandlung auch am meisten leisten? Sicher nicht! Durch die Milchpreiserhöhungen verdienen auch letztendlich die Landwirte mehr. Schlägt das bis zu den Milchkühen durch, d.h. geben die Landwirte ihre Mehreinnahmen freimütig an die Milchkühe weiter, sodass sie ihnen bessere Lebensbedingungen bieten? In der Praxis zeigt sich, dass das nie ohne gesellschaftlichen Druck geht! Daher sind Tierschutzarbeit und Tierschutzgesetze der einzige Garant für eine bessere Nutztierhaltung! Das Interesse der Landwirte (oder Firmenchefs) ist eben nicht mit dem ihrer Milchkühe (oder ArbeiterInnen) identisch.

Enthornen von Kälbern

Prof. vom Wiener Institut für Tierschutz und Tierhaltung schloss mit einem Vortrag über die Schmerzen beim Enthornen von Kälbern an. Hier zeigt sich wieder der Widerspruch zwischen Pragmatik und Ethik: Dass Kälber beim Enthornen ohne Schmerzausschaltung schrecklich leiden, ist doch selbstverständlich. Dennoch scheint eine derartige Studie notwendig, um die Enthornung ohne Schmerzausschaltung gesetzlich verbieten zu können. Er bezeichnete als Schlussfolgerung aus seiner Studie die Enthornung ohne Lokalanästhesie und Sedation wörtlich als inakzeptabel! In wiefern ist Enthornen eigentlich notwendig, wurde gefragt. In der Weidehaltung jedenfalls nicht, betonte ein Freilandhalter. Selbst im Laufstall seien Hörner kein Problem, meinte Prof. nur in der tierquälerischen Anbindehaltung würde das gefordert. Also auch hier ist die Verstümmelung der Tiere als ein gewaltsames Anpassen an tierquälerische Haltungsformen zu sehen.

Verbesserte Mensch-Tier Beziehung für optimierte Nutztierhaltung

In 3 Vorträgen wurde dann aus wissenschaftlichen Untersuchungen die Schlussfolgerung gezogen, dass ein freundlicher Umgang mit Rindern und Hühnern ihre Produktivität erhöht und ihre Immunität gegen Krankheiten stärkt. So sehr ein freundlicher Umgang mit Tieren immer zu begrüßen und einem gewalttätigen Umgang vorzuziehen ist, so sehr muss vom Standpunkt des Tierschutzes betont werden, dass ein Aufruf zu einem freundlichen Umgang Gesetze zum Schutz von Tieren vor einem gewalttätigen Umgang nicht ersetzen kann. Zusätzlich sollte uns der psychologisch problematische Widerspruch zwischen freundlichem Umgang und letztendlicher Tötung, bei Rückgang der Produktivität oder zur Fleischgewinnung, beunruhigen. Oft betonen bäuerliche Eltern, dass ihnen die Tiere im Prinzip Leid tun, aber dass der gewaltsame Tod ein notwendiges Übel wäre, quasi etwas Natürliches, weshalb sie auch stolz auf ihre Kinder wären, die diese Tötungen ohne Seelenregung hinnehmen würden. Im Tierschutzunterricht versuchen wir das Gegenteil: diese Seelenregung der Kinder zu fördern und zu stärken. Die doch so offensichtliche Lösung des Widerspruchs wäre einfach kein Tier zu töten und nur von pflanzlichen Nahrungsmitteln zu leben. In einer Tagung von Landwirten, die ihr Geld durch Nutztierhaltung verdienen, ist das aber natürlich keine Option.

Schweinehaltung

In einem sehr interessanten Vortrag wurden 4 verschiedene Arten der Schweinehaltung verglichen: Konventionelles Vollspaltensystem ohne Einstreu, Schrägbodenstall mit Minimalstroh, Offenfrontstall mit Ruhekisten und Auslaufstall mit Zweiflächenstrohbuchten. Wie nicht anders zu erwarten, waren die tiergerechteren Systeme jene, bei denen die Schweine am gesündesten waren und am wenigsten Verhaltensstörungen zeigten. Auch die VerbraucherInnen bewerteten die Stallsysteme umso besser, je tiergerechter sie waren. Trotzdem muss kritisiert werden, wie sich gerade bei diesem Vortrag wieder deutlich zeigte, dass sowohl von Biobauernseite als auch von den WissenschaftlerInnen her entweder keine oder nur minimale Kritik an konventionellen Systemen vorgebracht wird. Offenbar überwiegt die Solidarität unter den Landwirten gegenüber dem Mitgefühl für die Tiere, und die WissenschaftlerInnen sind von den konventionellen Landwirten in ihrer Arbeit zu sehr abhängig.

Schlachthof

Zuletzt wurde in mehreren Vorträgen über den Umgang mit Tieren bei der Schlachtung gesprochen. Ein deutscher Schlachthoftierarzt kritisierte mit erfrischender Schärfe alle heutigen Schlachthöfe. Die Betriebe seien derart schlecht konzipiert, dass die Tiere unvorstellbar leiden müssten. Das beginne beim Treiben und gehe über die schlechten Ruhemöglichkeiten und die Schlachtgerüche bis zur Sinneswahrnehmung des Todes anderer und der mangelnden Betäubung. Eine norwegische Unternehmerin wollte mit ihrem fahrenden Schlachthof eine Alternative vorstellen. Bei fahrenden Schlachthöfen erübrigt sich zwar der Tiertransport zum Schlachthof, aber zumindest in den gezeigten Bildern wurde deutlich, dass die betroffenen Tiere unmittelbar die Schlachtung ihrer KollegInnen mitverfolgen mussten und daher der Schlachtvorgang an sich nicht verbessert war. Zuletzt wurde ein Anti-Stress Zentrum für Schlachtrinder vorgestellt, d.i. ein nachgebauter Schlachthof, an den die Rinder durch Konditionierung derart gewöhnt werden können, dass sie bei ihrer Schlachtung dann keinen Angststress mehr haben sollen. Aber auch in diesem Vortrag wurde ununterbrochen betont, dass dadurch die Fleischqualität verbessert werden könnte – das Subjekt Tier und seine Interessen blieben zweitrangig.

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