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Gmünd, am 02.02.2024

Fischfabrik in Gmünd: 1.820 Lachse sollen jeden Tag getötet werden

Seit dem Bekanntwerden der Pläne zum Bau einer Fischfabrik in Gmünd im Waldviertel sind 10 Monate vergangen. Einige Details zum geplanten Unternehmen wurden inzwischen bekannt. Eine Umweltverträglichkeitsprüfung wird nicht stattfinden.

Im April 2023 wurde öffentlich bekannt, dass in der Bezirkshauptstadt Gmünd eine Fischfabrik gebaut werden soll. Die ersten Informationen über die geplante Zucht von Lachsen ließen befürchten, dass der Schutz und das Wohlbefinden der Tiere nebensächlich sein werden. Der VGT hat sofort reagiert und darauf hingewiesen, dass es sich bei Lachsen um fühlende Lebewesen handelt, die nach den Grundsätzen des Tierschutzes geschützt werden müssen: Kein Tierschutz für Waldlachs.

Atlantischer Lachs im Waldviertel

Mitte September 2023 wurde vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung ein Bescheid betreffend Errichtung und Betrieb einer Fischzucht- und Fischverarbeitungsanlage veröffentlicht. In diesem Bescheid, der bis Ende Oktober 2023 öffentlich einsehbar war, konnte nachgelesen werden, wie die Fischfabrik aussehen und funktionieren soll. Einige Details: Auf einer Fläche von zirka 2,25 ha werden mehrere Gebäude errichtet, in denen die Zucht, Schlachtung und Verarbeitung von Atlantischem Lachs (Salmo salar) stattfinden wird. Die Fischproduktion soll mehrere Stationen durchlaufen: Brüterei, Aufzuchtstation 1, Aufzuchtstation 2, die Hauptzuchtstation, die Schlachtung und die Verarbeitungsstation. Die Zuchtstationen sind als geschlossene Aquakultur-Kreislaufanlagen geplant.

Geschlossene Kreislaufanlagen

In geschlossenen Kreislaufanlagen – der moderne Begriff ist "rezirkulierende Aquakultursysteme" (RAS) – werden die Fische in Gebäuden in runden oder eckigen Tanks oder Becken gehalten. Das Wasser wird laufend mechanisch, biologisch oder chemisch gefiltert, gereinigt, desinfiziert und wieder in die Fischbecken geleitet. Eine entsprechende Wasseraufbereitung ist nötig, um anfallende Futterreste, Kot und vom Fisch abgegebene Stoffwechselendprodukte …. dauerhaft aus dem System zu entfernen. 1

Gesteuert, kontrolliert, manipuliert

RAS bedeutet Hightech. Bei dieser Fischzuchtmethode wird alles kontrolliert, gesteuert und manipuliert: Wasserqualität, Wassertemperatur, bei Lachsen der Salzgehalt des Wassers, die Lichtintensität, der Wechsel von Licht und Dunkelheit. Auch, welche Nahrung die Fische in welchen Mengen, zu welcher Tages- oder Nachtzeit und in welcher Form erhalten. Die Größe, das Gewicht, der Zustand, Aktivität und Verhalten der Fische sind unter ständiger Beobachtung. Nichts wird dem Zufall überlassen.

Aus Sicht des Tierschutzes stellt sich die Frage: Kann es Lachsen bei einer derart hochtechnisierten Haltungsform gut gehen? Werden ihre art- und tierspezifischen Bedürfnisse dabei ausreichend erfüllt? Können die Fische ihre natürlichen Verhaltensweisen ausleben?

Ob und wie sich diese Fischzuchtmethode auf das Wohlergehen der Lachse auswirkt, ist noch nicht ausreichend wissenschaftlich erforscht. Die umfassende EU-Studie Animal welfare of farmed fish (Deutsch: Tierwohl bei Zuchtfischen), die im Juni 2023 veröffentlicht wurde, stellt fest: Es sind Forschungsarbeiten erforderlich, um ein besseres Verständnis der Anforderungen an das Wohlergehen von Zuchtfischen in der EU in Bezug auf die verschiedenen Haltungssysteme, den Produktionszyklus, die Haltungspraktiken und die Managementmaßnahmen zu gewinnen. 2

Industrielle Massenproduktion: 1.820 Lachse sollen jeden Tag sterben

Die Produktionskapazität der Anlage beträgt 3.000 t/a, steht im Feststellungsbescheid. Umgerechnet heißt das: Circa 666.600 Lachse mit einem Durchschnittsgewicht von 4,5 kg sollen jedes Jahr getötet und verarbeitet werden. Das sind etwa 55.550 Lachse pro Monat. Ungefähr 12.575 Lachse pro Woche. Oder etwa 1.820 Lachse pro Tag.

Circa 10 Tonnen Fischfutter pro Tag

Diese große Menge an Lachsen erfordert große Mengen an Nahrung. Für die Fütterung der Fische werden ca. 10 t Futter pro Tag benötigt, informiert der Bescheid. Lachse nehmen hauptsächlich tierische Nahrung zu sich. In der Lachszucht ist das spezielles Fischfutter mit Anteilen an Fischmehl und Fischöl. Diese marinen Anteile im Fischfutter sind ein Nebenprodukt der tierquälerischen und ausbeuterischen Meeresfischerei. Der VGT hat darüber bereits berichtet: Meeresfisch von garantiert tierquälerischer Fischerei.

Auch wenn derzeit noch nicht bekannt ist, welches Futter in der Gmünder Fischfabrik verwendet wird, ist davon auszugehen, dass sich in diesem Futter auch Fischmehl und Fischöl befinden werden. Das bedeutet, die Gmünder Fischfabrik wird möglicherweise durch den Kauf und die Verwendung von Lachsfutter die tierquälerische und ausbeuterische Meeresfischerei unterstützen. Bei 10 Tonnen Fischfutter am Tag in großen Mengen.

Keine Umweltverträglichkeitsprüfung

In dem Mitte September 2023 vom Amt der niederösterreichischen Landesregierung veröffentlichten Bescheid wird festgestellt, dass für die Errichtung und den Betrieb der Fischzucht- und Fischverarbeitungsanlage keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorgesehen ist. Der VGT und Tierschutz Austria (Wiener Tierschutzverein) haben gemeinsam dagegen Einspruch erhoben. Die Beschwerde wurde mit Erkenntnis des Bundesverwaltungsgerichtes vom 21.11.2023 leider als unbegründet abgewiesen.3

Quellen

  1. Aquakulturinfo: Kreislaufanlagen
  2. Animal welfare of farmed fish
  3. Erkenntnis BwwG vom 21.11.2023

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