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Gabersdorf, Südsteiermark, am 02.01.2024

Gärtner des Waldes unter Beschuss: VGT erstattet Anzeige

Illegale und „legale“ Abschüsse des von der EU- Vogelschutzrichtlinie geschützten Eichelhähers als Paradebeispiel für die Notwendigkeit eines neuen, einheitlichen Bundesjagdgesetzes.

Ende November 2023 wurde der VGT während einer Gemeindejagd auf ausgesetzte Fasane in Gabersdorf (Steiermark) Zeuge eines Eichelhäher Abschusses. David Richter, Kampagnenleiter des VGT, der Treibjagden schon seit vielen Jahren beobachtet, dazu: Auf meine Frage, um welches Tier es sich bei dem getöteten Eichelhäher handle, wurde mir seitens der Jäger:innen fälschlicherweise erklärt, dass es eine Taube sei. Wir haben sofort Anzeige erstattet. In der Steiermark sind der Abschuss und der Fallenfang von Eichelhähern verboten.

Geschützte Singvogelart

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) ist durch die EU- Vogelschutzrichtlinie geschützt. Dennoch werden in Österreich, mittels spezieller Ausnahmegenehmigungen, alljährlich tausende dieser Tiere erschossen oder in Fallen (mittels Lockvögeln) gefangen und getötet. Eichelhäher werden per Verordnung oder Bescheid in den Bundesländern Burgenland, Niederösterreich, Kärnten und Salzburg zum Abschuss freigegeben. Die EU-Mitgliedstaaten dürfen zwar Ausnahmegenehmigungen vom Jagdverbot treffen, jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen. Es muss geprüft werden, ob es Alternativen zur Tötung der Vögel gibt, und die Zahl der getöteten Tiere muss auf das notwendige Minimum beschränkt werden. Alle diese Voraussetzungen sind in den Verordnungen und Bescheiden der Bundesländer und Bezirke nicht erfüllt, weshalb sie als EU-rechtswidrig einzustufen sind.

Tausende Eichelhäher getötet

Eichelhäher gelten manchen Jäger:innen als Raubzeug, als dem gehegten Nutzwild schädliche Tiere. Die Wildbiologin Dr. Karoline Schmidt von der AG Wildtiere hat die Lebensweise des Eichelhähers beschrieben und kommt zu dem Schluss: Die intelligenten Vögel werden in völliger Unkenntnis ihrer Lebensweise und ökologischen Bedeutung als Schädling gebrandmarkt und ihre maßgebliche Bedeutung für die natürliche Waldverjüngung wird willentlich ignoriert. Im Durchschnitt der letzten drei verfügbaren Jahre (2019–2021) wurden im Burgenland 947, in Niederösterreich 3083, in Kärnten 1682 und in Salzburg 1048 Eichelhäher getötet.1 Begründungen dafür fehlen oder sind an den Haaren herbeigezogen. Bejagt werden aber nicht nur Eichelhäher. Auch andere geschützte Singvögel wie Elstern, Nebel- und Rabenkrähen geraten ins Visier. Genaue Zahlen über den Abschuss von Rabenvögeln insgesamt sind aber schwierig zu erhalten. Angesichts des unnötigen Wildvogelmordes gibt eine Initiative des Salzburger Naturschutzbundes im Tennengau Anfang des Jahres 2023 Grund zur Hoffnung. Das Landesverwaltungsgericht aberkannte die Abschussregelung, begründet durch das Fehlen einer gesetzlichen Basis.2

Interspezifische Beziehung zwischen Eichelhäher und Eiche

Obwohl auch der Eichelhäher ein breites Nahrungsspektrum hat und in geringem Ausmaß auch Insekten, Kirschen, Weintrauben, Mais, Vogeleier und Nestlinge isst (was als Rechtfertigung für seine Tötung herhalten muss), ist er in der Familie der Rabenvögel die einzige Art, die sich auf eine Nahrungsquelle spezialisiert hat: auf Eicheln. Der Gärtner und Helfer des Waldes lebt in einer engen Symbiose mit Eichenbäumen. Ein einzelner Häher legt im Herbst bis zu 5.000 Eicheln als Vorrat für das kommende Jahr an. Dafür arbeitet er unermüdlich von Sonnenaufgang bis nach Sonnenuntergang und wählt halboffene Bereiche als Versteck, in denen die Lichtbaumart ideale Standorte vorfindet. Die Eiche ist für die weiträumige Verbreitung ihrer schweren Samen auf den Eichelhäher angewiesen. Die großen Eicheln sind auch nach ihrer Keimung ganzjährig energiereiche Nahrung. Der Vogel kann sie nutzen, ohne den daraus wachsenden Eichenspross zu beeinträchtigen. Eicheln haben im Vergleich zu anderen Nahrungsquellen einen viel höheren Energiegehalt, sie sind so kalorienreich wie Schokolade.3

Aspekt Klimakrise

In Hinblick auf eine wärmere, trockenere und stürmischere Zukunft werden Eichenbäume vielerorts eine wichtige, stabilisierende Baumart sein. Um Österreichs Wälder klimaresilient zu machen, fördern Förster:innen gezielt die natürliche Verjüngung des hitze- und trockenheitstoleranten Pfahlwurzlers und damit den Aufbau artenreicher Wälder mit Hilfe des Eichelhähers. Denn der Wildvogel nimmt Förster:innen viel Arbeit ab. Bevor diese säen können, müssten sie den Boden für die Saat aufbereiten: das Saatgut sammeln, auf Unversehrtheit kontrollieren und sachgerecht lagern. Die Tötung der Tiere hat neben ökologischen also auch ökonomische Folgen und schädigt unser Ökosystem Wald. Artenreiche Wälder sind aufgrund ihrer Wohlfahrts- und Erholungswirkung im Interesse der Allgemeinheit.

Da die willkürliche Ungleichbehandlung von Tierarten für das Jagdrecht in Österreich leider typisch ist, ruft der VGT jetzt dazu auf, für das Volksbegehren für ein Bundesjagdgesetz Unterstützungserklärungen abzugeben.

Quellen

  1. Berichte Österreichs nach Art. 9 Vogelschutzrichtlinie für die Jahre 2019, 2020 und 2021
  2. Salzburgers Jäger dürfen Vögel nicht mehr abschießen (Kronen Zeitung) [3.1.2024]
  3. vgl. Positionspapier Eichelhäher (AG Wildtiere) [23.11.2023]

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